Leben im 15-Minuten-Takt

Gestern hatte ich das unvergleichliche Erlebnis, den lieben langen Tag an einem 24-Stunden-Blutdruck-Messsgerät zu hängen – aus medizinischen Gründen, die euch alle einen feuchten Kehrricht angehen! Der ein oder andere wird vielleicht schon mit einer solchen Apparatur in Verbindung gekommen sein, für die Nichtwissenden unter euch: dabei handelt es sich um ein nicht ganz handelsübliches Blutdruckmessgerät, bestehend aus einer Manschette, die am Oberarm befestigt wird und einem etwa “GameBoy” großen (und zwar den GameBoys aus meiner Kindheit!) kleinen Kasten, welcher die Messergebnisse akribisch genau wie ein Schweizer Uhrwerk speichert. Der Clou dabei ist, dass man je nach Blutdrucklage etwa alle 15 Minuten selbigen gemessen bekommt, was mitunter zu recht bizarren Situationen führt: so behindert einen beispielsweise das Gerät unheimlich beim Einparken, da ja das Blut dank des Druckschlauches für wenige Sekunden ziemlich massiv gestaut wird. Auch in leisen Momenten macht man ungewollt auf sich aufmerksam, da sich jedes Messen mit einem ekligen Pieps (ähnlich wie aus den GameBoys meiner Jugend) ankündigt, der gefolgt wird von einem wohligen Brummen, welches dann in furzartigen Pupsgeräuschen abebbt. Was jedoch viel bemerkenswerter ist, ist die geänderte Zeitwahrnehmung: so stellt man beispielsweise völlig verblüfft fest, dass man schon eine geschlagene Viertelstunde auf dem Lokus hängt, wenn das Gerät urplötzlich zum 2. Messvorgang ansetzt. Oder dass man sich täglich doch nicht immer 15 Minuten gründlich die Zähne putzt, sondern vielleicht gerade mal eine… Auch beim Schlafen ist das Gerät mehr als hinderlich, was mich dazu bewogen hat, es entgegen der ärztlichen Anweisungen mit einer kleinen Hasstirade um halb 5 vom Oberams zu streifen und auf den Boden fallen zu lassen. Es war dann alles sehr ruhig und leise. Jetzt ist die Zeit wieder normal und ich schreibe sicher schon ganze zwei Minuten an dieser Glosse. Oder doch länger?